Was gibt dir Hoffnung, Sr. Martina?
Sr. Martina, Sie unterrichten am Institut für Sozialpädagogik in Stams und sind Leiterin des Hortes in Stams. Was gibt Ihnen Hoffnung in Ihrem Alltag?
Sr. Martina Kuda: Der Glaube gibt mir Hoffnung, Glaube, der sich für mich auswirkt in der Beziehung zu Gott, zu meinen Mitmenschen und auch zu mir selbst. Ich finde Hoffnung im ganz Konkreten, etwa in der Natur oder in tragenden Beziehungen. Das sind meine Anker. Besondere Kraft schöpfe ich auch in der Stille und im Alleinsein. Diese Momente brauche ich, um aufzutanken.
Hoffnung finde ich auch in meiner Arbeit mit den Kindern. Es ist ihre Begeisterungsfähigkeit, die mich inspiriert. Das Schöne vor allem bei Kindern ist, dass immer Lebendigkeit, Freude und Begeisterung da sind, auch für die „analoge“ Welt. Zuletzt erlebte ich das wieder bei der Chorprobe für das Don Bosco Fest. Wie eine wilde Horde stürmten 16 Kinder in unseren Festsaal. Doch sobald wir gemeinsam zu singen begonnen haben, war die Unruhe weg und ihn ihren Gesichtern spiegelte sich pure Freude wider. Kinder haben die Gabe, den Augenblick mit jeder Faser ihres Körpers zu leben. Diese Freude ist für mich ein Zeichen der Hoffnung.
Don Bosco ist für viele ein Vorbild der Hoffnung. Wie inspiriert sein Ansatz Ihre Arbeit und Ihre Sicht auf Hoffnung?
Don Bosco hat gesagt, dass jeder junge Mensch einen guten Kern hat. Ich glaube daran, dass in jedem Menschen etwas Gutes steckt. Wenn es mir gelingt, das zu entdecken und zu fördern, dann gibt mir das Hoffnung. Zum Beispiel während des Gitarrenunterrichts: Wenn jemand, der noch nie ein Instrument gespielt hat, wie ein Kind ganz neugierig das Instrument erkundet und zum ersten Mal einen E-Moll- oder E-Dur-Akkord greift oder ein Lied spielt, dann sehe ich oft ein Strahlen in den Augen. Wenn ich merke, dass ich Menschen erreichen kann und dass sie für etwas brennen, dann gibt mir das Hoffnung.
Sie sagen, die Natur gibt Ihnen Hoffnung. Können Sie das näher erklären?
Die Natur ist für mich ein Sinnbild meines Glaubens. Sie zeigt, dass alles in Veränderung ist, dass es Kreisläufe gibt, dass Bäume nach einer kalten, dunklen Zeit wieder austreiben, und ja, dass die Sonne jeden Tag wieder aufgeht. In der Natur, in der Schöpfung manifestiert sich sehr viel. Mit meinen Schüler:innen im Praxisunterricht für Sozialpädagogik mache ich manchmal „Wahrnehmungsspaziergänge“ in der Natur. Ich frage sie dann: „Was bemerkst du? Was kommt in dir hoch?“ Die Antworten sind oft tief spirituell.
Und apropos Sonne, mit dem 22. Jänner erreichen die Sonnenstrahlen nach langen zwei Monaten endlich wieder unseren Ort Stams. Das ist für mich auch jedes Jahr eine ganz besondere Freude.
Die Natur ist für Sr. Martina Kuda eine starke Hoffnungsträgerin und Sinnbild für den Glauben. Darum fängt sie die Natur auch gern mit der Kamera ein.
Der Glaube ist für Sie zentral. Wo finden Sie Hoffnung darin?
Das Leben Jesu ist für mich inspirierend und Hoffnung gebend. Er hat im Alltag gewirkt und war ganz da für die Menschen, die ihm begegnet sind. Sein Geist wirkt über seinen Tod hinaus weiter. Das gibt mir Hoffnung für mein eigenes Tun, aber auch Trost, wenn ich Menschen verliere, die mir nahestehen. Auch ihr Geist bleibt in mir lebendig und das wiederum trägt mich.
Wie geben Sie anderen Menschen Hoffnung?
Oft sind es die kleinen Dinge, die zählen. Im Gitarrenunterricht erzählen mir die Schüler:innen viel, oft auch sehr Persönliches. Ich glaube, es ist wichtig, einfach da zu sein, präsent zu sein, zuzuhören. Diese Haltung spüren die Menschen. Sie merken: „Dieser Person kann ich mich anvertrauen.“ Beziehungen zu anderen tragen uns – und das ist Hoffnung.
Durch meine Ausbildung als Supervisorin habe ich den Perspektivenwechsel schätzen gelernt. Es ist wichtig, die Dinge von einer anderen Seite zu betrachten, wirklich hinzuschauen und mit dem anderen in Resonanz zu gehen: Wie geht es ihm eigentlich? Das versuche ich selbst zu leben und anderen Menschen mitzugeben. Kleine Schritte reichen oft aus. Ich muss und kann auch gar nicht die ganze Welt retten. Auch Jesus hat als Mensch in seinem direkten Umfeld gewirkt und nur vergleichsweise wenige Wunder vollbracht. Dennoch haben sein Leben und seine Botschaft die gesamte Menschheit nachhaltig geprägt. Sich dessen bewusst zu sein hilft mir eine hoffnungvolle Haltung in meinem Alltag zu leben.