Vorbild sein für die nächste Generation
Frau Gangl, Sie leiten eine Schule, bei der sich alles um die Bildung und Erziehung von Kindern dreht. Wie sind Sie selbst aufgewachsen?
Meine drei Schwestern und ich waren richtige „Schlossfräulein“. (lacht) Wir wohnten in einer Bedienstetenwohnung von Schloss Kogl in St. Georgen im Attergau. Der große Schlosspark war unsere Spielwiese. Manchmal, wenn heute dort Veranstaltungen stattfinden, treffen wir uns vor Ort und schwelgen in Erinnerungen.
Wie sieht Ihr Bildungsweg aus? Wie wurden Sie Direktorin?
Ich habe nach der Pflichtschulzeit tatsächlich bei den Don Bosco Schwestern begonnen – und zwar besuchte ich ein Jahr die Fachschule für wirtschaftliche Frauenberufe hier vor Ort. Das hat mir später bei meiner Bewerbung hier an der Schule sicher Pluspunkte eingebracht. (lacht) Ich wollte damals Matura machen, habe also in die HAK gewechselt und anschließend das Lehramt für Mathematik und Geografie abgeschlossen. 2003 kam ich dann hier an die Schule. Ich hatte damals ein wenig Erfahrung in der Administration (EDV) und bin da deshalb „hineingeschlittert“. 2014 bin ich gefragt worden, ob ich die Direktion der BAfEP übernehmen möchte.
Wo sehen Sie Ihre Hauptaufgabe als Direktorin der BAfEP?
Was für mich selbst völlig unerwartet war, ist der enorme Aufwand in der Öffentlichkeitsarbeit. Berufsinformationsmessen, Tag der offenen Tür, Schnuppertage, Infoabend und vieles mehr: Das muss organisiert und beworben werden, in den Medien genauso wie bei den Bildungsberaterinnen und -beratern. Früher mussten wir nicht so um Schülerinnen und Schüler werben. Heute müssen wir pro Jahr um die 100 für uns gewinnen. Das schaffen wir, weil wir mit unserem Bildungsangebot up to date sind und einen modernen Unterricht mit aktuellen Themen führen.
Im Bundesland Oberösterreich ist ihre Schule bislang die einzige, die eine dreijährige Fachschule für Elementarpädagogik anbietet. Hat es sich bezahlt gemacht?
Auf jeden Fall! Damit haben wir eine neue Schülergruppe erschlossen: 14-Jährige, die keine Matura machen wollen, aber in der praktischen Arbeit sehr gut sind. Im Vorfeld war das viel Arbeit. Das Kollegium musste sich umstellen und viel mehr Praxis in den Unterricht einfließen lassen. Und wir haben Gespräche mit den zukünftigen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern geführt, um sicherzustellen, dass jene, die die Fachschule abschließen, auch angestellt werden. Bei den Schülerinnen und Schülern selbst bemerke ich, dass sie sehr stolz sind, diese Ausbildung machen und in diesem Berufsfeld arbeiten zu können.
Warum sollte ein junger Mensch gerade Ihre Schule besuchen?
Wir schauen nicht nur auf eine gute Ausbildung, sondern auch auf ein familiäres Schulklima. Schließlich begleiten wir Jugendliche ab 14 Jahren auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden – und sie verbringen sehr viel Zeit an der Schule. Von vielen bekomme ich die Rückmeldung, dass sie sich sofort bei uns wohlgefühlt haben und als Individuum wahrgenommen wurden. An der Schule gibt es sehr viel Wertschätzung, auch im Kollegium. Das motiviert auch mich immer wieder. Wir sind selbst pädagogische Fachkräfte, deshalb müssen wir auch Vorbilder für jene sein, die in Zukunft mit unseren Kindern und Jugendlichen arbeiten werden. Diese Atmosphäre verdanken wir unseren Trägerinnen, den Don Bosco Schwestern, die diese wertschätzende Haltung selbst jeden Tag einbringen. Was den Schultyp der BAfEP an sich betrifft, kann ich nur sagen: Es ist der schönste Schultyp, wenn man einmal mit Kindern und Jugendlichen arbeiten möchte – aber auch fürs eigene Leben. Wer kreativ sein will, der ist hier am richtigen Platz.
Unterrichten Sie selbst auch noch?
Ja, ich unterrichte unsere Fachschülerinnen und -schüler sechs Stunden in Mathematik. Das mache ich sehr gern. Von mir lernen sie unter anderem, wie sie Hortkindern in Mathematik Lernhilfe geben können. Das ist sehr gefragt.
Interview: Karoline Golser, Foto: DBS Vöcklabruck/Alexander Golser
Dieser Beitrag ist in der Zeitschrift Mariam der Don Bosco Schwestern, Ausgabe 4/2024, erschienen.
Don Bosco Schulen Vöcklabruck
Über 600 Schülerinnen und Schüler werden an den Don Bosco Schulen Vöcklabruck in den Bereichen Elementarpädagogik (BAfEP) und Wirtschaft und Soziales (HLW) ausgebildet. Träger der katholischen Privatschule sind die Don Bosco Schwestern. Im nächsten Jahr feiert die Schule ihr 50-jähriges Bestehen.